../story

index > Flipper > Tagebuch

Kleines Tagebuch einer Time Machine

Der Anfang

Ende Februar 2002 habe ich einen Data East Flipper übernommen, eine Time Machine. Der Kasten hatte die letzten Jahre keine Revision bekommen, stand aber auch in einer Privatwohnung und wurde wenig beansprucht.

Flipper-Birne GE44

Ein Dutzend Lampen waren ausgebrannt, die ich bei Hadorn und Schwab AG in Zollikofen problemlos besorgen konnte. Der 'Laser kick' wollte nicht so recht; der Ball wurde eher lustlos ins Spiel zurück gekickt. Mit ein paar Justierungen an den Switches, hier und da ein neuer Gummi drum, ein gebrochenes Target ersetzen...und schon schien alles prächtig zu laufen. Nach der Demontage und Reinigung der Spielfläche und der Solenoide mit ihren Bolzen und Büchsen wurde das Teil auch richtig schnell und spassig...bis eines Morgens ein kleines Gerüchtchen die Wohnung erfüllte.

Alle 3 Bumper waren tod: eine Spule war komplett verbrannt, eine angesengt und die dritte sah noch korrekt aus. Die Solenoide der beiden Slingshots schienen keinen Schaden genommen zu haben, zeigten aber trotzdem keine Motivation, sich zu bewegen. Die Flipper im Gegensatz waren immer aktiv, auch im Attraction Mode.

Der Stromkreis für die 3 Bumper und die 2 Slingshots ist mit einer Glassicherung versehen, die bei Dauerspannung oder Kurzschluss durchbrennen sollte...wenn sie die richtige Wertigkeit hat: 3A sind vorgesehen, 8A stand auf der eingesetzten Sicherung. Also knapp 3x zu stark. Logisch, dass da ein paar Bauteile ihren Schaden genommen haben.

Die letzte Treiberstufe wird mit Transistoren vom TYP 122 geschaltet. 5A Rechnet man kurz durch, so kommt man mit 8A an 32V auf satte 256 Watt, mit 3A gibts einen Grenzwert von knapp 100 Watt.

hop to top

Die Suche

Im Internet fand sich schnell ein pdf des Wartungshandbuchs von Data East. Neben der Beschreibung der schier unendlichen Einstellmöglichkeiten über die Software ist im zweiten Teil der Schaltplan für die Steuerung, die Stromversorgung und die Soundplatine detailiert aufgeführt. Was mir (noch) fehlte, war die Erfahrung. Dank der geduldigen und freundlichen Unterstützung der Spezialisten von Hadorn und Schwab AG konnte die Störung schrittweise behoben werden:

Solenoid mit Büchse, ohne Bolzen

Schon beim Kauf der Ersatz-Solenoide bekam ich den hinweis, dass solcherlei meist mit einer defekten Steuerung auf der MPU in Verbindung steht. Hat das Brett nähmlich einen Wackel auf der Erdung, so kann es passieren, dass die Transistoren schliessen und die Solenoide bekommen Strom, bis sie und/oder andere Teile, die sich zufälligerweise im Stromkreis befinden, verbraten. Und tatsächlich...kaum angeschlossen, zogen die Dinger voll durch. Also musste das MPU Brett rausgenommen werden. Die Steuerung für die 3 Bumper und die beiden Slingshots bestehen zum Glück nur aus 2 Schalt-IC's und (je Solenoid getrennte) Transistoren, Widerstände und Dioden. Messungen mit dem Piepser zeigten schnell, dass je 2 Transistoren und die beiden Schalt-IC's ständig Durchgang hatten. Ein 68 Ohm Widerstand war bös angesengt, schien aber noch in Ordnung zu sein.

hop to top

Der Flick

Bei Hadorn und Schwab AG konnte alles ab Lager geliefert werden. Kein Problem dachte ich, und bratete die neuen Komponente aufs Brett.

Transistoren

Und siehe da...alles ging wieder, nur ein Bumper versagte noch seinen Dienst. Alle Leitungen von und zur MPU waren aber in Ordnung. Der Solenoid war noch der Alte, der sah auch noch gut aus und klemmte nicht. Und trotzdem war der Hund defekt, denn auch mit direkt gelegter Masse bewegte sich nichts. Also neue Spule rein, geht ja schnell, dachte ich...aber es regte sich immer noch nichts. So musste vermutlich auf der MPU noch was gelitten haben. Mit dem Piepser war hier aber nichts auszumachen, so wechselte ich alle verdächtigen Bausteine aus - 2 Transistoren und 1 Widerstand. Und das hat dann auch den gewünschten Erfolg gebracht.

Nur eines bereitete mir noch sorgen: Wie kam der Wackel des GND's zustande und wo? Denn im jetzigen Zustand hätte sich das ganze Szenario beliebig wiederholen könnnen. Die Erdung des Flippers ist auf dem Minuspol, ähnliches kennen wir ja aus dem Automobilbau. Negative Grounding im Fach Schargon, oder so. Auf dem Power Supply Board, kurz Netzteil, wurde ich schnell fündig: eine angesengte Steckverbindung, die zufälligerweise für das Grounding zuständig ist, habe ich überbrückt und hoffe nun, dass damit die Geschichte erledigt ist.

hop to top

Der zwote Flick

Nachdem alle spielrelevanten Komponente so funktionierten, wie sie sollten, habe ich die anderen mal gecheckt. Und tatsächlich...die meisten der 9 Flashgruppen (je 4 Birnchen GE906) waren entweder tod oder nur schwach präsent. Diese Läpchen werden im Dauerbetrieb mit etwa 12V versorgt und haben ihren Ursprung vermutlich aus dem Fahrzeugbau. Im Flipper werden sie je 4er Gruppe mit einem vorgeschalteten 10Watt/3Ohm Leistungswiderstand an 32V betrieben und als 'Blitzlicht' missbraucht, also mit nur sehr kurzen Einschaltzeiten.

Flash #906

Auf allen Leistungswiderstände habe ich etwa 6 bis 7 Ohm gemessen, etwas mehr als der Sollwert. Ok, das konnte es nicht sein...weiter gings mit der Sucherei. Laut meiner Schaltpläne werden die Lampen via EPROM -> Prozessor -> Schalt-IC -> Transistor -> Leistungstransistor -> Leistungswiderstand angesteuert. Dieser Strang ist - wie all die anderen Steuerungen - auf dem Minuspol ausgelegt. Der Pluspol wird mit einem Relais hin- und hergeschaltet, je nachdem, ob die Solenoide oder die Flashlampen angesteuert werden sollen.
Der Schalt-IC war i.O, auch die beiden Transistoren zogen korrekt an, soweit ich das mit meinem Ohm-Meter beurteilen konnte. Naja, ich traute meiner Messerei nicht so ganz, und so habe ich für die Gruppe, die gar nix von sich gab, die Transistoren und den Leistungswiderstand ersetzt. Mit dem entäuschenden Resultat, dass sich diese Gruppe mit einem mehr als schwachen Blinzeln bemerkbar machte, von einem richtigen Blitzgewitter aber weit entfernt.

Laut Schaltschema sollte je nach Bestückung pro Gruppe verschiedene Leistungswiderstände vorgeschaltet werden: 4 Birnchen mit 3 Ohm, 3 Birnchen mit 4.5 Ohm und 2 Birnchen mit 6 Ohm. Verwendet wurden für alle Gruppen (alle voll bestückt mit 4 Birnchen) 5 Ohm...vermutlich ein vernünfiger Wert. So habe ich mal eine Birne nach der anderen rausgenommen, um zu schauen, ob sich da was verbessert. Und es wurde besser. Manche leuchteten schwach und träge, andere wiederum so wie sie sollten. Per Zufall habe ich die Birnchen etwas genauer angeschaut...tatsächlich waren die Spindeln nicht bei allen gleich, auf einer war noch knapp die Typenbezeichnung zu lesen: #925!

Und das war eigentlich schon die Ursache. Der Typ 925 ist von den Abmessungen her identisch, nur das dieser wesentlich mehr Strom zieht als der 906er. Befinden sich in einer 4er Gruppe 3 Stück 906er und ein 925, so gibts nur ein müdes und schwaches Aufleuchten. Sind sogar alle 4 mit dem Typ 925 bestückt, läuft gar nix mehr. Nicht weiter erstaunlich, wenn man sich die Wertigkeiten der beiden Typen anschaut: die 906er werden mit 6 Watt angegeben, die 925er mit 20 Watt. Je Gruppe werden 4 Lämpchen parallel betrieben, ergibt also in etwa 24 Watt Leistungsaufnahme beim Typ 906 und satte 80 Watt mit den ominösen 925er. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass mit der alten Bestückung die Transistoren keinen Schaden genommen haben.

hop to top

Fazit: Hadorn weiss immer weiter.

Logo Hadorn & Schwab

Ohne die guten Seelen von Hadorn und Schwab AG hätte ich schnell den Bettel schmeissen müssen. Über Internet tage- oder wochenlang warten auf Ersatzteile, ohne zu wissen, ob überhaupt das Richtige kommt...Nee!

Bei Hadorn mögen vielleicht manche Teile etwas teurer sein als bei südkoreanischen Anbieter im Internet, aber (fast) alles ist sofort lieferbar, sympathische und kompetente Beratung mit eingeschlossen. Wer sich also viel ärger sparen will, geht direkt nach Zollikofen...

hop to top

- 2002-11-16 -